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Kiefersfelden in Zahlen: ca. 490 bis 1853 m über NN
Haltestellen der Wachtl-Bahn zwischen Kiefersfelden und Wachtl in Tirol
Kiefersfelden hat etwa 7000 Einwohner und ist seit 1818 eine selbstständige Gemeinde. Die Tektonik von Kiefersfelden und des Inntals wurde geprägt durch die Pangäa, der Erdteiltrift, durch die der Italienische Stiefel von Afrika bei Verona gegen, bzw. unter die Europäische Festlandplatte gedrückt wurde. So entstand, als Folge der Erdkrustenfaltung, das Gebirge der Alpen. Viel Später kamen mehrere Eiszeiten mit ihren Gletschern über das Land, die jene Täler formten die wir heute noch vorfinden. Der Gletscher, in unserem Fall der Inngletscher, deren Ursprung im Schweizer Engadin lag, schmolz vor ca. 15.000 Jahren fast gänzlich ab und bildete den Rosenheimer See, der von Kiefersfelden, bis über Wasserburg a. I. hinaus reichte und etwa so groß war wie der heutige Bodensee. Das letzte, was aus dieser Zeit zurück geblieben ist, sind der Inn, der Simssee und die Berge, in denen noch viele Relikte all dieser Epochen verborgen sind.
Die Herkunft bzw. Bedeutung der Namen unserer Haltestellen:
Am Neugrund / Feldweg 8a: "Kiefersfelden Hbf (Zement- werk)" und Sozialgebäude mit Werkstätte, Modellbahn und Bibliothek / Videothek: Der Standort unserer Fahrzeuge ist entstanden durch die Mäander des Inns und des Kieferbachs, der nach kurzem Flusslauf, etwas südöstlich in den Inn mündet. 1922 hatte man die Zementherstellung, die ursprünglich im Wachtl, der Breitenau und in der Schöffau betrieben wurde, hierher verlegt. Nachdem seit 1858 die Bahnstrecke von München, über Rosenheim, nach Kufstein und Innsbruck am Neugrund entlangführt, hatte man unmittelbar Anschluss an das zu dieser Zeit dominierende Verkehrsmittel, die Eisenbahn. Der Neugrund dürfte das Südufer des früheren und seit Jahrtausenden nicht mehr existierenden Rosenheimer Sees darstellen, während die Ortsteile Unterkiefer und Hödenau schon Seeboden waren. Er war ein Relikt des Inngletschers, der vor etwa 15.000 Jahren abgeschmolzen ist und sich in den Tälern, vom Schweizer Kanton Engadin bis nach Wasserburg am Inn ausgedehnt hat. Siedlerweg: Der Name der Straße erinnert an die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, als hier in Kiefersfelden viele Heimatvertriebene eine neue Heimat fanden. Sie fanden im Zementwerk, beim Zoll, der Grenzpolizei und im Marmorwerk auch einen Arbeitsplatz und kamen dadurch zu Brot und einem kleinen, aber geregelten Einkommen. Das wiederum setzten sie um, in den Bau ihrer Heimstätten. Zu der Zeit galt noch der Gemeinsinn sehr viel und man half sich gegenseitig beim Bau der Anwesen.
Die Kohlstatt: die Kohlstatt hat ihren Nahmen aus ihrer Funktion. Hier hatte man früher, seit 1611, in Kohlenmeilern Holzkohle hergestellt, die zum Inn gebracht und per Schiff, den Inn aufwärts und weiter über die Ziller nach Fügen im Zillertal gebracht wurde. Das Holz für die Holzkohle kam mittels Trift, erst von den Hängen des Buchberges und später, als diese zu Ende gingen, aus dem Tal der Thierseer Ache, wie der Kieferbach ab dem Wachtl in Richtung Ursprung genannt wird. Im Jahre 1612 wurden etwa 24.000 Stämme zu Holzkohle verarbeitet. Die Duldung dieser Abholzung und Verarbeitung auf bayrischen Boden, geschah auf Bitten des Habsburger Kaiserhauses, mit Genehmigung des bayrischen Herzogs. Zur Verrichtung dieser Arbeiten kamen viele Arbeiter aus dem Tiroler Nachbarland nach Kiefersfelden. Sie waren es auch, die 1618 in Kiefersfelden das Volkstheater gründeten. Die Bühne war zu dieser Zeit noch auf einem Balkon eines Bauernhofes, unterhalb der alten Kirche, am Bergfriedhof. Es ist das älteste Volkstheater Deutschlands! Später, 1801 wich man in einen sogenanntenTheaterschupfn aus, bis man 1833 das noch existierende Theater mit seinen einzigartigen barocken Dreh- und Klappkulissen bezog. Bis etwa 1820 spielte man ausschließlich religiöse Stücke, ehe man, von der Säkularisation (1803) beeinflußt, dazu überging die von Josef Schmalz verfaßten Ritterschauspiele aufzuführen. 1695 erhielt dann die Herrschaft Fieger, aus Fügen im Zillertal, die Genehmigung in Kiefersfelden, in unmittelbarer Nähe der Kohlstatt, auf dem Gelände zwischen Landstraße (der heutigen B15) und dem Inn eine Eisenhütte zu errichten. 1870 wurde das Gelände des Eisenhüttenwerkes veräußert, was zur Stilllegung des Werkes führte. Auf dem Gelände und in die 60 baulichen Objekte hielt wenige Jahre später, am 01.04.1883, das ehemalige Marmorwerk Einzug, das es mittlerweile auch schon nicht mehr gibt.
Hechtsee: auf einer Anhöhe, oberhalb des Haltepunktes Hechtsee, liegt sehr schön eingebettet in bewaldeten Höhen, der Natursee Hechtsee. Der Name lautete früher Höchtsee, eine Ableitung von der Bedeutung, auf der Höhe liegend. Er hat einen Umfang vonetwa 2,7 km und eine Tiefe von fast 60 Metern. Er ist einer der wärmsten Badeseen Tirols und erreicht im Sommer nahezu 27 ° Wassertemperatur.
Breitenau: hier weitet sich das Klausbachtal (der mittlere Abschnitt des Kieferbachs) zwischen Nußlberg und Buchberg, in Richtung Gießenbach und Wachtl. Auf verschiedenen Plateaus liegen verstreut einzelne Weiler und Einödhöfe wie z.B. der Gach, der Bleier Hof und Kurzenwirt, oder der Trojer Hof, der älteste nachgewiesene Bauernhof in der Umgebung. Dieser Name kommt aus dem keltischen Sprachgebrauch und lautet Viehsteig. Im Talgrund befindet sich ein momentan stillgelegter Steinbruch des ehemaligen Zementwerkes. Hier wurden auch die Klausen errichtet, in denen man das Wasser faßte und mit Holzdämmen staute, als im 17. und 18. Jahrhundert am Buchberg das Holz für die Köhlerei geschlagen und mittels Holztrift zur Kohlstatt gebracht wurde. Vor etwa 100 Jahren bestand hier schon einmal ein Zementwerk. Hier sind auch noch die alten und ausgedienten Anlagen eines Kieswerkes, das den notwendigen Kies und Sand für den Wiederaufbau der im Krieg zerstörten Bauten und die nach dem zweiten Weltkrieg erweiterte Inntalautobahn lieferte. Dort wo Gießenbach und Klausbach den Kieferbach bilden, zweigt dasTal zur Gießenbachklamm ab. Hier dreht sich auch das größte funktionierendeWasserrad in Bayern und erzeugt Strom. Es ist ein oberschlächtiges Wasserrad, bei dem das Wasser zum Antrieb in einem Kanal von oben zugeführt wird.
Gießenbachklamm: unmittelbar am Austritt des Gießenbachs aus der Klamm steht das 1910 in Betrieb genommene Elektrizitätswerk der Gemeinde Kiefersfelden. Über einige steil aufwärts führende Stufen erreicht man den Eingang zur Gießenbachklamm. Sie ist ein Naturphänomen. Hier hat sich das Wasser über Jahrtausende hinweg in den Fels gefressen und hat sogenannte Öfen ausgewaschen. Das ist nur möglich, weil Süßwasser in der Lage ist, Kalk zu lösen und auszuwaschen. Am Ende des ersten Klammabschnittes befindet sich ein Stausee, der die Wasserversorgung des EWerks sicherstellen sollte. Einige Meter weiter zweigt ein Weg in Richtung Trojer ab, ehe man zur Schopper Alm kommt. Einer kleinen Gaststätte, bei der man eine zünftige Brotzeit einnehmen kann. Vor vielen Jahren hatten hier einige Kieferer Bauern Almwiesen bewirtschaftet. Die Schopper Alm ist die letzte, die erhalten blieb. Der Wasserreichtum um diese Alm hat die Einrichtung des Gastbetriebes begünstigt. Außerdem wurde vor wenigen Jahren hier eine Quelle gefaßt, die die Trinkwasserversorgung von Kiefersfelden sichert! Dieser Gießenbach bildet später, in weiteren Abschnitten zum Berg hin weitere klammartige Einschnitte. Die Quelle selbst liegt im Bereich der Oberaudorfer Almen.
Wachtl: auch hier kommt der Name von seiner Bedeutung als Wacht, an der Grenze. Das Wachtl, eine kleine Ansiedlung zu beiden Seiten der Staatsgrenze Österreich/Deutschland, in einem reizenden, von Felsen flankiertem Tal der Thierseer Ache wird geprägt von den umliegenden Steinbrüchen des ehemaligen Zementwerks. Das Wort Ache kommt auch aus dem keltischen Sprachgebrauch und bedeutet fließendes Gewässer. Der Abbau von Steinen für die Zementherstellung ist auf Grund eines Staatsvertrages nach wie vor möglich, nur derzeit ruht er. Hier findet man ein Outdoor-AdventureCenter, bei dem man seinen Adrenalinausstoss testen kann. Wenn man vom Endbahnhof Wachtl über eine Stahltreppe,bzw. mittels einer halben Fischbauchbrücke über die Thierseer Ache hinweg und dann bergwärts geht, kommt man zum Ort Thiersee, einem kleinen verträumten Ort am gleichnamigen See und am Fuss des Pendlings (1563 m) gelegen.
Zusammengestellt und verfaßt von: Hans Wildfeuer Museums-Eisenbahn-Gemeinschaft Wachtl e.V. Küpferlingstraße 85 83024 Rosenheim
Nutzung nur mit Erlaubnis des Autoren!
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